Schon die alten Römer wussten, dass das Volk unterhalten werden muss. Stimmt das Entertainment, wird das Regieren für die Mächtigen leichter. Gladiatoren, exotische Tiere und ein Heer von Statisten für Special Effects hielten die Menschen davon ab ihren eigenen Verstand zu gebrauchen. Mündige Bürger könnten zur Besinnung kommen und ein anderes System anstreben. Natürlich kosteten die Spiele im Zirkus Unsummen an Geld. Aber niemand kam auf die Idee sie für soziale Projekte zu investieren.
Wenn man sich vorstellt, was die Olympischen Spiele kosten, haben wir heute nicht viel dazu gelernt. Alleine am Eröffnungstag in Paris waren 45.000 Polizisten und 18.000 Soldaten für die Sicherheit aufgeboten.
Gott sei Dank haben die Spiele aber noch andere wichtige Funktionen. Kein Geringerer als Cicero sprach vom Einüben der freien Meinungsäußerung. Das Volk kann sich durch Applaus, Sprechchöre und Pfiffe ausleben. Super! Im Rausch der eigenen Macht erschuf das ohnmächtige Volk Helden und Versager. Daumen hoch oder Daumen runter. Auch das ist heute nicht anders. Vor allem in den sozialen Medien ist dieser Volkssport weit verbreitet. Es wird geliket auf Teufel komm raus. Oder ich schreie meinen Hasskommentar in die Welt, um zu verarbeiten, dass ich nur ein kleines Licht bin.
Damit nichts dem Zufall überlassen blieb, gab es im alten Rom den Beruf des Einflüsterers. Der stand im Dienste des Kaisers und hatte dafür zu sorgen, das Publikum zu manipulieren. Durch seine lautstarken Kommentare hatte er die Stimmung zu steuern.
Auch diese Gruppe finden wir nicht nur im Netz. Von den Mächtigen werden sie mehr denn je fleißig eingesetzt. Am Fernseher und im Stadion werden die breiten Massen mit Unterhaltung sediert. Nie zuvor wurde so viel Geld in das Entertainment gesteckt wie heute.
Da verwundert es auch nicht, dass das Friedensgebot während der Olympischen Spiele heute keine Rolle mehr spielt. 1980 gab es im Vorfeld der Spiele in Moskau eine riesige Diskussion, weil die Sowjetunion 1979 in Afghanistan einmarschiert war. Ob der Boykott des Westens damals richtig oder falsch war ist gar nicht die Frage. Bemerkenswert ist, dass die Welt sich an die Kriege gewöhnt zu haben scheint und um dieses Friedensgebot gar nicht mehr weiß, während der Nahe Osten einem Pulverfass gleicht.
Geschenkt – the games must go on. Schließlich habe ich ein Recht auf Unterhaltung. Doch ich möchte wirklich kein Spielverderber sein. Deshalb genug davon. Außerdem kommen gleich unsere Basketballer. Und die muss ich unbedingt sehen.
Euer Mitpilger