Liebe Mitpilger,
sicher kennt Ihr den Quälgeist „SchnellSchnell“. Er lauert fast hinter jeder Ecke. In der Bring- und Abholzeit treibt er sein Unwesen am Kindergarten und setzt die Kleinen unter Druck nach den Vorstellungen der Erwachsenen zu funktionieren. Oft endet das in einem Tränenmeer.
Auch in den Krankenhäusern so wie den Pflege- und Seniorenheimen ist er regelmäßig zu Gast. Auf der einen Seite hinterlässt er frustriertes Personal und auf der anderen verwirrte Seelen, die nicht mehr mitkommen.
Ob in der Politik oder im Beruf – überall in unsrem modernen Leben scheint dieser Quälgeist eingedrungen zu sein. Er fordert Antworten, bevor die Fragen gestellt werden und erwartet schnelle Erfolge, obwohl die Saat noch gar nicht ausgebracht ist. Damit baut „SchnellSchnell“ einen unmenschlichen Druck auf.
Natürlich ist dann die Zeit oft nicht reif für die richtige Entscheidung und wilder Aktionismus führt in die Sackgasse. Wer sich keine Zeit zum Überdenken gibt muss unüberlegt handeln. Das geht oft ins Auge und reißt nicht selten tiefe Wunden.
Diesem Quälgeist „SchnellSchnell“ hält der Heilige Geist die Geduld entgegen. Geduld ist nicht nur eine Frucht des Heiligen Geistes, sondern eine Haltung gegenüber dem Leben. Sie breitet über meinen Nächsten den Schutzmantel des Segens aus, der Zeit zum wachsen und reifen lässt.
Geduld kann eigene Bedürfnisse zurückhalten und sich in die Welt des anderen einfühlen. Damit ist sie eine betont zärtliche Form der Liebe, die dem anderen Raum zur Entwicklung schenkt. Geduld wird dann zur Einladung an die Wirklichkeit, so sein zu dürfen, wie sie ist. Dann erst zeigt sich mir die Wirklichkeit, sie offenbart sich mir.
Wer ungeduldig ist, ist unreif, also grün hinter den Ohren, egal wie alt er ist. Er vergewaltigt die Wirklichkeit nach seinen Bedürfnissen und die anderen müssen spuren.
Der Advent als Zeit des Wartens auf unseren Herrn ist eine wundervolle Möglichkeit, Geduld zu üben und einzuüben. Dann lernen wir auch wie selbstverständlich ihre Schwester kennen: die Hoffnung. Dazu möchte ich Euch ermutigen. Ich glaube, dass dann eine Atmosphäre wachsen und reifen kann, die tatsächlich weihnachtlich, das heißt menschlich ist.
Mit frohem Gruß Euer Mitpilger